[:de]
An dieser Stelle war ich nicht sicher, ob ich den Beitrag unter Balance oder Ernährung schreibe.. bei der Bedeutung der Thematik war ich mir hingegen sicher. Es ist so leicht und doch für uns zeitgeistgeplagte Frauen etwas für die Fortgeschrittenen unter uns ;D
Da cremen wir, peelen, benutzen Seren, Masken.. investieren viel Geld, Hoffnung und Zeit in unser größtes Organ – die Haut. Insbesondere bei unserer Gesichtshaut sind wir redlich bemüht dem Ideal porenfreier Babyhaut mit allen Mitteln entgegenzuarbeiten. Von Innen und von außen. Ein paar Dinge vorweg. Sonnenschutz in den warmen Monaten macht Sinn. Seinen Körper regelmäßig mit Wasser, Obst und Gemüse zu versorgen ebenfalls. Bewegung, gerade an der frischen Luft, macht eben auch rosige Wangen. Womit wir dem Babyhautgesicht schon etwas näher kommen 😉
Aber was – und da spreche ich aus eigener unschöner Erfahrung – wir Frauen oftmals alles auf unser Gesicht schmieren, schleifen und klopfen, ist meist nichts weiter als viel. Zu viel. Wir überernähren unsere zarte, immer jedem Wetter ausgesetzte und im Grunde sich herrlich selbst regulierende Gesichtshaut schlicht.
Ich hatte nie Akne und eigentlich eine reine Haut. Doch mit der (jahrelangen) ausgeklügelten Pflege schlichen sich Pickel, Mitesser und zuletzt auch so etwas, was ich jetzt mal liebevoll Püstelchen nenne, ein. Insbesondere um die Nasolabialfalte (wer überfüttert, kennt diesen Kruxbegriff ;D) und um die Augen. Gerade die Stellen im Gesicht, die wir aufgrund der schnellsten Alterserscheinungen gerne am intensivsten mit Pflege beglücken.
Der Teufelskreis begann. Ich suchte nach weiteren, nach anderen, nach besseren, nach teureren, nach natürlicheren,… Pflegeprodukten. Bis ich ratlos bei einer Hausärztin saß. Ihr war der Fall schnell klar. Ich habe mir eine Periorale Dermatitis eingehandelt. Gerne zitiere ich aus der aus einem hautärztlichen Fachbuch kopierten Informationsseite dazu, die sie mir wortlos mitgab (daher die schöne, pragmatisch nüchterne Fachsprache :D): „Eine auf die Gesichtshaut beschränkte, entzündliche Dermatose vorwiegend bei Frauen jüngeren und mittleren Alters oft mit milder atopischer Disposition (was so viel heißt wie zu Trockenheit neigender Haut). Ihre wahrscheinliche Ursache ist chronische Quellung und Überfeuchtung durch kosmetische Cremes. Sie ist eine zwar harmlose, kosmetisch jedoch sehr störende Krankheit, die auf geeignete Behandlung – Entzug der Cremes – ausgezeichnet anspricht.“ 😀 😀 😀
Zur Entstehungsgeschichte bzw. Ausbreitung und Entwicklung, hier natürlich mit dem Fachbegriff Epidemiologie bezeichnet, heißt es, dass sich dieses Krankheitsbild seit ca. 35 Jahren fast epidemisch (also sprunghaft) vor allem in westlichen Ländern, also parallel zu Wohlstand und Gebrauch von Kosmetika ausbreitet. Ehrlich ich habe selten so über medizinische Fachliteratur so herrlich gelacht. Es wird übrigens im Weiteren auch noch auf die Fälle eingegangen, in denen Mütter, Freundinnen, etc. ihr männliches Umfeld „anstecken“. Nämlich indem sie sie mit Feuchtigkeitscremes „gepflegt“ haben. Die Anführungsstriche sind im Text gesetzt.
Da hatte ich es, schwarz auf weiß.
Spaß beiseite. Klar ich war beruhigt. Harmlos und leicht „behandelbar“. Schluss mit teuren Cremes und ewigen Pflegeroutinen. Doch ich schreibe hier darüber, weil ich auch etwas schockiert war und das Gefühl nicht los wurde, da spielt eine Industrie mit unseren Grundbedürfnissen (warum wollen wir jung und schön aussehen, gepflegt zumindest? Weil wir uns Anerkennung, Zugehörigkeitsgefühl, ja vielleicht sogar mehr Liebe in unserem Leben wünschen?!) und spült uns von einem irgendwann verzweifelten Kauf zum nächsten und nächsten und einem Kosmetikerbesuch zum anderen.
Nicht cool, gar nicht cool. Und die Lösung ist Entzug der Öle, Fette und Feuchtigkeitscremes.
Es kann so einfach sein. Es geht darum sich in seiner Haut wohlzufühlen. Dazu braucht sie keine teure und auf die Erfüllung unser wahrscheinlich weit dahinter liegenden Bedürfnisse abzielende unrealistische Werbungsversprechen.
Sie braucht weniger. Wir brauchen weniger. Oder etwas anderes. Horchen wir besser in uns hinein und machen uns bewusst was das ist.
Also diesmal, tu es nicht. Für sechs Wochen. Lass die Cremes weg. Reduziere sie. Schau was passiert. Tu dir Gutes! Was brauchst du wirklich? Gib es dir! Und überfüttere dich nicht- auch nicht deine Haut 🙂
[:]